Naturwaren & Bio-Café

40 Jahre CERES Naturkostladen – Was für eine Zeit!


Sie waren Pioniere für das Projekt Naturkostladen Ende der 70er Jahre in Wangen im Allgäu, denn es gab in der Region Allgäu-Bodenseegebiet nur vereinzelt Bio- oder auch Demeter-Höfe. Als Verbraucher musste man lange nach ihnen suchen.


Aber die Alternativbewegung mit ihren Landkommunen war schon aktiv. Viele wollten regionales, biologisches oder biologisch-dynamisch angebautes Gemüse auf dem Tisch und gemeinsam wohnen und arbeiten. Die Öko-Welle begann!    


Am 1. Oktober 1980 öffnete die CERES  Naturwaren GmbH.an der Lindauer Straße auf dem ehemaligen ERBA Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft der Waldorfschule, die den kleinen Laden mit 35qm Ladenfläche vermietet hatte. 7 Gründerinnen und Gründer, Hans Gerold, Dagmar Kremietz-Fuhl, Michael Fuhl, Hermann Beer, Emma Dörnte, Ingrid und Wenzel Feustel entschieden sich für eine GmbH nach einer vorangegangenen, engagierten Diskussionen über die Vor-und Nachteile von  Genossenschaft, Einzelhandelsgeschäft oder GmbH. Die Kinder der Gesellschafter gingen alle in die Waldorfschule. Eine wichtige Motivation zur Gründung bestand darin, allen Eltern biologische Nahrungsmittel, Lesematerial über Waldorfpädagogik, Kunstbücher und alles, was mit gesunder Lebensführung zu tun hatte, anbieten zu können. Zunächst war es ein kleines Sortiment - neben Nahrungsmitteln und Büchern auch Textilien und Farben.


Man machte vorher Besuche vor allem bei der 1974 gegründeten NATURATA Genossenschaft mit einem großen Laden in Überlingen, man erkundete Gärtnereien, Landwirte und Bauern zur Belieferung, denn alles Regionale sollte über die Ladentheke....


Wegweisend waren auch die Gedanken eines dritten Weges in einer freiheitlich sozialen, ökologischen Gesellschaftsform mit dem Ziel eines solidarischen Wirtschaftens auf der Grundlage eines fairen Handels – sowohl für den Erzeuger, als auch für den Verbraucher und für den Händler. Vom Staat kamen die Regeln mit Rechten und Pflichten der Wirtschaftsgesetzgebung laut BGB. Das musste erst einmal erarbeitet werden, denn die Gründer waren keine Handelsfachleute. Die Mitarbeiter sollten einen gerechten Anteil vom erwirtschafteten Umsatz (Lohnanteil) bekommen und gute Arbeitsbedingungen haben.


Man entschied sich einstimmig für den Namen CERES, nachempfunden der römischen Göttin des Getreides und der Fruchtbarkeit. Noch heute verwendet man für Getreideprodukte den Begriff Cerealien. Im Griechischen heißt diese Göttin DEMETER.


Im westlichen Bodenseegebiet begann die Firma BODAN in den 70er Jahren, einige wenige Naturkostgeschäfte wie NATURATA in Überlingen und Lindau mit Produkten aus biologischem oder aus biologisch dynamischem Anbau zu beliefern. Die Firma RAPUNZEL begann ebenfalls Mitte der 70er Jahre von einer Hofstelle im Allgäu aus, mit Lebensmitteln, selbst gemischtem Müsli, Brotaufstrichen und ihrer wunderbaren Nuss-Nougat Creme ihren Handel aufzubauen und ist inzwischen eines der größten Großhandelsunternehmen im Süden Deutschlands, der das gesamte Bundesgebiet und weitere europäische Länder beliefert.


Beide Großhändler sind noch heute die wichtigsten Lebensmittellieferanten für den CERES: BODAN liefert täglich an 6 Tagen in der Woche, RAPUNZEL mindestens zwei Mal pro Woche.          
Natürlich wird CERES auch heute noch von Bauern und Gärtnereien aus der Region direkt beliefert; besonders beliebt bei vielen Kunden sind die noch nach alter Tradition gebackenen Brote aus der Bäckerei des Lehenhofes im Deggenhauser Tal. Sie gab es auch schon von Beginn an!


Das stetige Wachstum des Ladens brachte nach ein paar Jahren aber auch Turbulenzen mit sich. Zunächst wurde 1987 ein Zweitgeschäft in der Innenstadt eröffnet – musste aber nach zwei Jahren aufgrund eines Mangels an Mitarbeitern wieder aufgegeben werden.


Nach dem Erwerb eines Teils des Hauses Lindauer Straße konnte zwar die Ladenfläche auf 100qm erweitert werden, aber innerhalb der 90er Jahre traten zwei der Gründungsgesellschafter aus. Wenzel Feustel ebenfalls Gründungsgesellschafter, verantwortlich für das „Bücherstudio“, verstarb 1995. Dies führte zu Umstrukturierungen und Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen, die nun unter
der Leitung von Dagmar Kremietz-Fuhl und Michael Fuhl tätig wurden. Eine zweite Veränderung des Ladens brachte einen Büroraum und eine größere Ladentheke. Das Sortiment wurde erweitert.


Nach dem 25jährigen Jubiläum verstarb Dagmar Kremietz-Fuhl , Gesellschafterin und Seele des Ladens nach kurzer, schwerer Erkrankung. Das war die schwerste Krise, die das Team in den ganzen Jahren zu bewältigen hatte. Durch den Einsatz von Sabine Henn, die vorbehaltlos in den Geschäftsablauf einstieg, ging es langsam wieder aufwärts.


Von den zwei verbliebenen Gesellschaftern wurde Sabine Henn nach einiger Zeit in die Geschäftsführung aufgenommen. Es konnten in den nächsten Jahren gemeinsam weitere bauliche Erweiterungen und Modernisierungen in Angriff genommen werden. 2015 wurde ein Anbau errichtet mit einem separaten Kühlraum für Obst und Gemüse, sowie einer kleinen Cafeteria mit einer Sonnenterrasse davor. Beides wird von der Kundschaft sehr gern angenommen und gelobt.


So ist jetzt nach 40 Jahren der Naturkostladen auf 200qm angewachsen und mit ihm das Team auf 2 Geschäftsführer und 10 engagierte Mitarbeiter/Innen!

Ingrid Feustel